US-Militär stellt Satellitendaten ein – Funkamateure springen ein
Ein bemerkenswertes Beispiel für das Engagement der weltweiten Amateurfunk-Community sorgt aktuell für Schlagzeilen: Nachdem das US-Militär angekündigt hat, die zivil zugänglichen Wetterdaten des Defense Meteorological Satellite Program (DMSP) nicht länger bereitzustellen, greifen Funkamateure ein – mit eigenem Know-how, Enthusiasmus und technischen Mitteln.
Was ist passiert?
Das DMSP existiert bereits seit den 1960er-Jahren und liefert bis heute wertvolle Wetterdaten, die nicht nur dem US-Militär, sondern auch der zivilen Forschung dienen – etwa zur Analyse von Hurrikanen, globaler Bewölkung oder Polarlichtaktivitäten. Über viele Jahre wurden diese Daten durch eine Marine-Einheit aufbereitet und frei zugänglich veröffentlicht.
Doch nun zieht die US-Regierung den Stecker: Aus Gründen der Cybersicherheit sollen die öffentlich zugänglichen Schnittstellen zum Ende Juli 2025 dauerhaft deaktiviert werden. Dies trifft insbesondere Klimaforscher, Universitäten und Organisationen in Ländern, die keinen Zugang zu alternativen Satellitendaten haben.
Funkamateure zeigen, was möglich ist
Die gute Nachricht: Die Daten selbst werden weiterhin unverschlüsselt über Satelliten gesendet. Und genau hier setzen Funkamateure an.
Unter der Leitung von Alan Antoine (Amateurfunkrufzeichen: KI5TMN) arbeitet eine Gruppe engagierter Enthusiasten daran, die DMSP-Daten direkt zu empfangen – mit handelsüblichen SDR-Empfängern, entsprechenden Antennen und der Software SatDump.
Da keine offizielle Dokumentation zur Decodierung der Signale vorliegt, geschieht die Entwicklung per Reverse Engineering. Ziel ist es, zumindest einfache Wetterkarten, Bewölkungsdaten und IR-Bilder aus den Rohdaten zu rekonstruieren. Antoine betont dabei offen: „Das ist sicher nicht perfekt – aber besser als nichts.“
Technik, Engagement und freie Wissenschaft
Diese Initiative zeigt einmal mehr, welchen wichtigen Beitrag Funkamateure zur Gesellschaft leisten können: Technisches Verständnis, Experimentierfreude und die Bereitschaft, Lücken zu schließen, die andere hinterlassen.
Solange die Satellitensignale frei empfangbar bleiben, ist der direkte Empfang auch rechtlich im grünen Bereich. Kritischer wird es bei der automatisierten Weiterverbreitung der decodierten Inhalte – hier bewegt man sich in einer rechtlichen Grauzone. Dennoch: Die Community ist sich der Verantwortung bewusst und verfolgt keine kommerziellen Interessen.
Warum das auch für uns Funkamateure spannend ist
Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, was mit Amateurfunktechnik und -kenntnissen möglich ist:
- Empfang und Dekodierung von Satellitendaten
- Nutzung freier Software wie SatDump
- Wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz
- Internationale Zusammenarbeit in der Community
Wer sich für den Empfang von Wettersatelliten interessiert oder selbst aktiv werden möchte, findet in diesem Projekt eine spannende Einstiegsmöglichkeit. Vielleicht ist es auch ein guter Anlass, im eigenen OV wieder mehr über Satellitenfunk, SDR oder Datenfunk zu sprechen.
Quellen:
- Heise Online, Artikel vom 22.07.2025: Forschung: Funkamateure erlauben Zugriff auf Satellitendaten vom US-Militär
- Projektseite von Alan Antoine (KI5TMN)
- https://satdump.org
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